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Unterschreiben heißt bei Innoflex aber zunächst einmal investieren. Die Neulinge müssen 77 Euro für einen durchsichtigen Plastikkoffer zahlen. Ohne den geht gar nichts.

 

Darin befindet sich ein Leitzordner, das innoflex business kit mit viel wertlosem Papier: ein gutes Dutzend Auftragsformulare für potenzielle Kunden der Telefonfirma FlexFon, ein Paket mit Flugblättern zum neuen Tarif, ein bunter Flyer über das Firmenwagenprogramm mit einem silbernen Mercedes vom Typ SL 500 auf der Titelseite und einige Seiten Erbauliches. Da steht zum Beispiel: „Lieben Sie Ihr Produkt 24 Stunden am Tag“ oder „Fangen Sie jeden Tag wieder bei 1 x 1 an.“

 

Mit den 77 Euro kommt ein Neuling bei dem Unternehmen jedoch nicht weit. Um neue Vertriebspartner gewinnen und daran verdienen zu können, sind weitere 1199 Euro fällig. Als Keppler bei ihrem Vortrag darauf zu sprechen kommt, fragt sie, was denn sonst so beim Eintritt in die Selbstständigkeit investiert werden müsse.

 

Prompt meldet sich der Bekannte von Thiel und sagt, er habe 8,5 Millionen Mark in den Aufbau seines Holzgeschäftes investiert. Gemessen daran erscheinen die 1199 Euro wirklich läppisch. Und außerdem, sagt Keppler, sei das ein Aktionspreis. Normalerweise koste das 3996 Euro, und hier bekomme man quasi „eine Lizenz zum Gelddrucken“.

 

Thiel hat es inzwischen längst bereut, dass er sich auf die teure Lizenz eingelassen hat. Schnell musste er feststellen, dass sich Strom- und Telefonverträge bei Bekannten und Verwandten doch nicht so leicht verkaufen lassen.

 

Vor dem Wechsel des Stromanbieters haben viele Menschen große Scheu. Und wer beim Telefonieren sparen will, wählt einfach eine Call-by-Call-Nummer vor. Thiel ärgert sich auch über sich selbst, weil er sich so über den Tisch hat ziehen lassen. „Wenn du da drin sitzt, kommt dir das alles logisch vor, weil die alles schön reden. Das ist eine halbe Gehirnwäsche.“

Die Masche wird je nach MLM-Firma variiert: Egal ob es um den Verkauf von Kosmetika, Reinigungsmitteln oder angebliche Wundermittel wie den Saft der Südsee-Frucht Noni geht – stets suchen die Vertriebsleute den persönlichen Kontakt. Dabei wird häufig nicht einmal das Produkt erwähnt.

 

Selbst das Wort Verkauf kommt oft überhaupt nicht vor, obwohl es genau darum geht. „Die Heilslehrer des MLM benutzen die Sprache wie bei Sekten als Werkzeug zur Schaffung einer Parallelwelt“, sagt Aribert Deckers. „Zum Beispiel das Wort sponsern ist beim MLM nichts anderes als untergeordnete Händler anheuern.“ Der Diplom-Ingenieur beschäftigt sich seit Jahren auf seiner Homepage www.ariplex.com/ama/ama_p0.htm kritisch mit MLM.

 

Wer gutgläubig, fachfremd oder naiv und in so eine Veranstaltung hereingeraten sei, sei dem Lug und Trug durch Rhetorik meist nicht gewachsen. „Solche Leute kommen heraus und sind inbrünstig entschlossen, mit dem ihnen angepriesenen Geschäftsmodell die Welt zu erobern“, sagt Experte Deckers.

 

Bei Innoflex scheint dies nicht nur in Eching zu funktionieren, wo es vor dem Eingang in die Räume des Unternehmens passieren kann, dass eine schon etwas ältere Dame einen begeistert anspricht: „Na, sind Sie auch schon Innoflexer?“

 

Der Berliner Gewerbehauptkommissar Wegener sagt: „Mit den Leuten, die Innoflex in den letzten Jahren angeworben hat und die ihr Geld verloren haben, können sie das neue



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